Johanniskirche Rußdorf
Wissenswertes zum Ortsteil Rußdorf
In Rußdorf leben auf einer Fläche von ca. 470 Hektar, ca. 1.820 Einwohner. Zur Kirchgemeinde zählen zur Zeit ca. 440 Mitglieder. Rußdorf ging ursprünglich aus einem Waldhufendorf hervor. 1335 wird „Rudelsdorf“ urkundlich erstmals erwähnt. Im Jahr 1457 kommt Rußdorf zu Altenburg und wurde nach dem 1. Weltkrieg eine thüringische Exklave. Dies brachte eine erhebliche Behinderung des Verkehrs zwischen Rußdorf und den sächsischen Nachbarorten mit sich, da eine Art Zollabgabe gefordert wurde. Es gab das Einnehmerhäuschen, vor dem ein Schlagbaum jeden Durchfahrenden zum Halten zwang. 1928 wurde diese kuriose Sonderrolle beendet; mittels Staatsvertrag gehört Rußdorf nun wieder zum Land Sachsen. 1935 erfolgte die Eingemeindung von Rußdorf zu Oberfrohna und gehört seit 1950 zur Stadt Limbach-Oberfrohna.
Die Johanniskirche
Die heutige Johanniskirche in Rußdorf ruht auf den Fundamenten eines
Vorgängerbaues aus dem Mittelalter – von einem „kleinen gewölbten Kirchlein“
berichten ältere Chroniken, welche im frühen 18. Jahrhundert baufällig
geworden war. Ungeachtet der Kosten entschied man sich für einen kompletten
Kirchenneubau. Nach fünfjähriger Bauzeit feierte man am 30. August 1734 das
Kirchweihfest.
Besucher der Johanniskirche Rußdorf sind immer wieder
beeindruckt von dieser schönen barocken Dorfkirche. Der schlichte, sparsam
dekorierte Außeneindruck lässt kaum auf das reiche und stilvolle Innenleben
der Johanniskirche schließen. Trotz der maximalen Raumausnutzung überwiegt
die Harmonie des Raumerlebnisses. Mit viel Liebe zum Detail wurde
die Kirche von 1985 bis 1997 innen und außen sachgerecht restauriert und
ist seitdem wieder in ihrer ursprünglichen Schönheit zu bewundern.
Höhepunkt der Gestaltung ist der Altar-bereich, der aus der Ensemblewirkung
hervorsticht. Auf dem Altartisch zu beiden Seiten der Kanzel ruhen aus Holz
die Figuren des Mose mit den Gesetzestafeln und des Johannes dem Evangelisten
mit dem Kelch. Am spätbarocken Kanzelkorb darüber finden sich figürliche
Darstellungen der vier Evangelisten.
Altar, Kanzel und Taufstein stammen
aus der Werkstatt des Zwickauer Bildhauers Irmischer. Der Emporenschmuck
mit reichhaltigen kunstvollen Verzierungen und Schmuckgirlanden steht dem
des Altarbereiches kaum nach. Eine weitere Besonderheit sind
die Kaseinmalereien an den Emporen, die allegorische Darstellungen
von Psalmworten zeigen. Die Ausmalung der Emporenbrüstungen wurde
von dem Hofmaler Johann Heinrich Schildbach aus Eisenberg ausgeführt.
Außergewöhnlich ist der Standort der Orgel, im Hintergrund des Altarbereiches.
Die sonst selten praktizierte Lage der Orgel im Osten wurde von George Bähr,
dem Erbauer der Dresdener Frauenkirche, eingeführt.
Die Rußdorfer Orgel wurde aus Kostengründen erst im Jahre 1825 eingebaut.
Die Firma Hesse aus Lunzenau baute eine mechanische Orgel mit 2 Manualen
und 25 klingenden Stimmen ein. 1945 erhielt die Kirche ihre zweite Orgel,
eingebaut von der Firma Schmeißer aus Rochlitz. Neu war
das pneumatische Prinzip der Orgel. 1985 wurde diese Orgel wieder ausgebaut,
da zu diesem Zeitpunkt umfangreiche Restaurierungsarbeiten
an der Johanniskirche begannen. Eine restaurierte Schmeißer-Orgel
wurde von Orgelbauer Reinhold aus Bernsdorf in die Rußdorfer Kirche
wieder eingebaut und im Juni 1996 feierlich eingeweiht.
Im Jahre 2011 wurden die 3 Glocken geschweißt
und ein neuer Glockenstuhl eingebaut.
Eine Besonderheit der Kirche befindet sich gegenüber dem Altar: die Amtsempore, die dem Amtsrichter Sebastian mit seiner Familie vorbehalten war. Oberhalb dieser Loge finden sich in den Ecken zwei Holzplastiken; Justitia, welche die Gerechtigkeit symbolisiert und Athene als Symbol für die Weisheit – beides Attribute, die den Amtsrichter bzw. die weltlichen Herrscher verkörpern sollten. Im Mittelteil der Brüstung befindet sich ein Meißnisches Doppelwappen von Engeln gerahmt.
Selbstständige Kirchgemeinde
Rußdorf ist seit 1869 eine selbstständige Kirchgemeinde. Seit dieser Zeit waren folgende Pfarrer hier tätig:
- Julius Robert Trautloff, 1869 – 1874
- Ernst Hermann Schulters, 1874 – 1881
- Franz Eduard Schröder, 1881 – 1886
- Johann Hugo Gotthold Strümpfel, 1886 – 1893
- Bruno Richard Kirmse, 1893 – 1931
- Paul Treibert, 1931 – 1935
- Gotthard Bitterlich, 1935 – 1954
- Hans Schachschal, 1954 – 1977
- Reinhard Schnabl, 1980 – 2015
- Markus Franz, 2015 – 2018
- Christiane Zitzkat, ab 2020